Wunderbare Neuigkeit für Leseratten wie mich: Das Konfuzius-Institut Frankfurt bietet seit Februar 2021 einen Lesekreis für chinesische Literatur an. Einmal monatlich wird im Buchclub ein Roman oder eine Kurzgeschichte einer chinesischen Autorin oder eines Autors präsentiert und besprochen – Chinesisch-Kenntnisse sind nicht nötig, die besprochenen Werke liegen in deutscher Übersetzung vor.
Der erste Abend war bestens vorbereitet und die Diskussion war sehr anregend. Mit von der Partie sind Studierende der Universität Frankfurt, die für die Veranstaltung mit Verantwortung übernehmen. Parallel zum Buchclub gibt es einen Sprachkurs, bei dem Texte aus der Originalquelle gelesen und besprochen werden.
Was mich besonders gefreut hat: Als erstes Werk hat man die Aufzeichnungen der chinesischen Autorin Fang Fang ausgewählt – 2020 auf Deutsch erschienen unter dem Titel: „Wuhan Diary: Tagebuch aus einer gesperrten Stadt“. Das Buch ist lesenswert, aber brisant wird diese Auswahl meiner Ansicht nach aus politischen Gründen: In China ist es nämlich der Zensur zum Opfer gefallen und steht somit auf dem Index.
An zwei deutschen Universitäten wurde die Kooperation mit dem chinesischen Partnerinstitut des Konfuzius-Instituts nicht verlängert. Man könne keine Einflussnahme aus China ausschließen, lautete die Begründung. In ihrem Buch „Die lautlose Eroberung. Wie China westliche Demokratien unterwandert.“ gehen die Autoren auch auf die Situation an den Konfuzius-Instituten weltweit ein und raten zur Vorsicht. Inzwischen gibt es einen Wikipedia-Eintrag über die Auseinandersetzungen „Pro und Contra Konfuzius-Institut: Wie weit geht die Einflussnahme der chinesischen Partneruniversitäten“?
Mich haben diese Berichte natürlich nachdenklich gemacht. Ich bin hin und hergerissen.
Das Positionspapier 2.8.2020 über „Konfuzius-Institute in Deutschland: Organisation und Aufgaben“ – unterschrieben von 10 Sinolog*innen, mit vollmundigen Absichtserklärungen wie zum Beispiel: „Ziel ist vielmehr, (…) gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Entwicklungen des Landes kritisch zu begleiten und zu diskutieren.“ – kann mich nicht ganz überzeugen.
Taten erfreuen mich umso mehr. Deshalb mein Kompliment an das Konfuzius-Institut Frankfurt für die Auswahl des Buches!
Das nächste Mal widmet man sich beim Lesekreis der Science-Fiction: Liu Cixins „Drei Sonnen“ stehen auf dem Programm. Ganz anderes Thema und Kaliber! Ich freue mich drauf!